Textauszug aus dem Buch „Stadt Haag“ mit freundlicher Genehmigung des Autors Johann Hintermayr
Die unter Pfarrer Götz († 1727) begonnene Barockisierung des Kircheninneren setzte sein Nachfolger Johannes Gnau mit zeitgemäßem Stilgefühl und großem finanziellen Aufwand fort. Weil an sein langjähriges Wirken in Haag (1727 bis 1758) noch barocke Kunstwerke erinnern, wollen wir hier kurz auf seine Herkunft eingehen. Pfarrer Gnau studierte an der Mainzer Universität und wurde am 3. Oktober 1700 zum Priester geweiht.
Danach war er zunächst als Feldprediger im Mainzischen Regiment des Generalfeldmarschalls Johann Philipp von Schönborn tätig. Bereits 1710 scheint Gnau als Kanoniker und Syndikus (Rechtsbeistand) des Amöneburger Stiftes (bei Marburg) auf. Daneben diente er abwechselnd in verschiedenen Orten der Diözese Mainz als Pfarrer. Zeitlebens hielt er mit seinen heimatlichen Pfarren engen Kontakt. Gnau wird dort selbst noch heute als ein großer Wohltäter in Ehren gehalten.
Nach Ende des Verteidigungszustandes 1741/42 gegen die Bedrohung der Bayern - Feldmarschall Khevenhüller errichtete 1741 in Haag sein Hauptquartier -, wurde die begonnene Kirchenrestaurierung fortgeführt. Pfarrer Gnau und Georg Sigmund Wibmer, der Pfleger und Landgerichtsverwalter der Herrschaft Salaberg, als Vertreter des Vogtes einerseits und der Linzer Baumeister Johann Matthias Krinner andererseits schlossen 1743 einen Bauvertrag. Krinner sollte den Hochaltar von Grund auf neu errichten, aber so, dass Altarstein und Hochbau freistanden und bei Umgängen wirklich rundherum gegangen werden konnte. Die drei Altarstufen sollten aus Salzburger Marmor in drei verschiedenen Farben - rot, grünlichrot und weiß - angelegt werden. Krinner musste Arbeiter und Baumaterial selber beistellen und mit der Durchführung bis Michaeli 1744 fertig sein; die Pfarre hingegen hatte umsonst Gips, Ziegel, Kalk und Sand zu liefern und das Fuhrwerk für den Marmortransport ab Pyburg bereitzustellen. Bis dorthin wurde der Marmor auf dem Inn und der Donau transportiert. Das vorhandene Altarblatt, vermutlich jenes barocke Gemälde, das die Kirchengründungssage mit dem weißen Stier darstellte, musste beibehalten werden. Die Kosten des Hochaltarbaues beliefen sich auf 4000 Gulden.
Im Zusammenhang mit der Barockisierung ließ Pfarrer Gnau auch die nordseitig situierten Seitenkapellen abbrechen. Durch die Schaffung eines Oratoriums für die Grafen von Salaberg in der Mitte der Empore mit direktem Blick zum Hochaltar mussten beiderseits neue Emporen innerhalb der Seitenschiffe vorgezogen werden. Der Musikchor wurde schließlich über der neuen „Grafenkapelle“ eingerichtet (abgetragen 1969).
Die damals von Pfarrer Gnau erworbenen barocken Kreuzwegbilder im Ausmaß von je 184 x 134 cm waren Kunstwerke für sich; einige davon existieren noch und befinden sich im Privatbesitz. Von den anderen Gemälden sind nur mehr ein Bild der Krönung Mariens und eines von den Vierzehn Nothelfern erhalten. Aus der Mitte des 18. Jahrhunderts verblieben weiters vier barocke Statuen (Florian, Sebastian, Christophorus und Taufe Christi).
Als Pfarrer Gnau, der dreißig Jahre in Haag gewirkt hatte, am 26. April 1758 im 83. Lebensjahr starb, hinterließ er eine in jeder Hinsicht schöne Kirche.